Terhardt, E. (1988). Psychoakustische Grundlagen der Beurteilung musikalischer Klänge. In: Qualitätsaspekte bei Musikinstrumenten (Meyer, J., ed.), Moeck, Celle, 9-22


Musikalische Klänge, die ans Ohr eines Zuhörers gelangen, sind in höchst komplizierter Weise beeinflußt durch (1) die Spieltechnik des Musikers, (2) die mechanischen und akustischen Eigenschaften des Musikinstruments, (3) die Charakteristika der Schallübertragungsstrecke und gegebenenfalls (4) die Überlagerung weiterer Schallquellen. Grundlage und Voraussetzung der Klangbeurteilung ist die möglichst weitgehende Erkennung und Unterscheidung der verschiedenen Einflüsse. Haupsächliche physikalisch-systemtheoretische Voraussetzung dafür ist die Linearität der schallübertragenden Teile und die Tatsache, daß bestimmte Merkmale der ursprünglichen, vom Instrument ausgehenden Klänge praktisch unverändert zum Ohr gelangen. Es wird gezeigt, daß jene Merkmale im wesentlichen durch die Teiltonfrequenzen gegeben sind, während die Teiltonamplituden erhebliche Veränderungen erfahren und die Teiltonphasen als informationsübertragende Parameter praktisch ausfallen. Das Gehör erweist sich als hervorragend angepaßt an diese physikalisch determinierten Randbedingungen. Durch "auditive Konturisierung" werden die Teiltonfrequenzen in entsprechende Elementarempfindungen, die sogenannten Spektraltonhöhen, umgesetzt. Diese dienen als Grundlage eines auditiven Gestaltwahrnehmungsprozesses, in welchem auf hierarchischen Stufen subjektive Klangmerkmale unterschiedlicher Komplexität extrahiert werden. Wichtige Gehörkennwerte, welche für die Tonhöhen-, Klangfarben-, Rauhigkeits- und Brillanz- bzw. Schärfe-Wahrnehmung von Bedeutung sind, werden zusammengestellt und erläutert.


The sounds of music, as they enter a listener's ears, are in a highly complex way affected by (1) the musician's performancs; (2) the mechanical and acoustic characteristics of the music instrument; (3) the characteristics of the sound-transmission channel; and, possibly, (4) the superimposed sound of additional sound sources. Auditory recognition and distinction of these components are decisive for aural evaluation of an individual source. The main physical and system theoretical condition for solving the problem is linearity of the sound transmission path, and the notion that certain parametrical cues of the source sound signals arrive at the listener's ears without any changes of practical significance. It is shown that those cues are given by the frequencies of part tones, i.e. Fourier components, whereas the part tones' amplitudes suffer from considerable changes, and the part tones' phases are practically useless as information-bearing parameters. In the ear the part tone frequencies are transformed into certain elementary sensations termed spectral pitches, namely, by a process of "auditory contourization". The spectral pitches serve as the basis of auditory Gestalt formation in which subjective features of sound are established on hierarchical levels. A number of important auditory parameters that are significant for the perception of pitch, timbre, roughness, and sharpness (brightness), are outlined and discussed.


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